Nordmarokko und Rifgebirge
Salam aleikum
Wir haben es nach Marokko geschafft! Mittlerweile sind wir bereits seit 14 Tagen in Marokko unterwegs und wir hatten bereits eine ereignisreiche Zeit, von welcher wir euch in diesem Blogeintrag gerne berichten.
Fähreüberfahrt: Die 40-stündige Fähreüberfahrt von Sète nach Nador ist gut verlaufen, war jedoch anstrengend. Besonders während der zweiten und letzten Nacht auf der Fähre war der Wellengang recht stark und wir konnten dadurch nicht schlafen. Mätthu hat 3-mal pro Tag seine Reisemedikamente genommen. Es war ihm teilweise etwas unwohl, aber es hat sich alles im Rahmen gehalten. Eva wurde es zum Glück weder übel noch schwindlig. An Bord der Fähre haben wir nur sehr wenige andere europäische Touristen entdeckt. Wir waren vor allem von marokkanischen Händlern umgeben, welche Waren aus Europa nach Marokko importieren wollten. Überraschenderweise konnten wir die Formalitäten des Grenzübertritts bereits auf der Fähre erledigen. Wir mussten dazu zuerst in das «Büro» (Schiffskabine) der Grenzpolizei und danach des Zolls gehen. Beim Verlassen der Fähre wurden dann «stichprobenmässig» Antigentests durchgeführt. Lustigerweise haben sie dafür alle Europäer ausgewählt. Wir haben gescherzt, dass wir nun mal am eigenen Leib das sog. «racial profiling» erlebt haben. Danach konnten wir gleich wieder gehen. Namen oder sonstige Personalien mussten wir keine angeben. Beim Verlassen der Fähre ging es dann «marokkanisch» zu und her. Alle fuhren gleichzeitig los, hupten, fuhren sich in die Quere, drängelten…. Beim eigentlichen Grenzposten haben sie uns nach Waffen, Drogen und Drohnen gefragt und haben einen kurzen Blick in den Kofferraum geworfen. Danach konnten wir passieren. Kaum hatten wir den Hafen verlassen, drängten sich Personen an unseren Camper Van und wollten uns irgendwelche Handyabos verkaufen.




Einstieg ins Abenteuer Marokko: Nach unserer Ankunft in Nador haben wir uns in einem ersten Schritt auf die Suche nach Lebensmitteln, Internet und einer Gasflasche gemacht. Wir litten jedoch noch etwas durch den Wechsel vom Meer ans Land und uns ging es dabei zunehmend schlechter: Übelkeit, Schwindel, beginnende Migränen. Vor allem Eva hatte Mühe sich wieder an den festen Boden unter den Füssen zu gewöhnen. In der Nähe von Nador haben wir einen grossen Supermarkt gefunden, wo wir Lebensmittel & Internet organisieren konnten. Danach sind wir längere Zeit mit dem Camper in der Gegend herumgeirrt auf der Suche nach einer Gasflasche. Wir haben nur eine Tankstelle gefunden, wo man diese hätte kaufen können. Man hat uns aber dort gesagt, es sei ihnen gesetzlich nicht erlaubt sei, uns eine neue Gasflasche zu verkaufen. Wir hätten nur eine leere Gasflasche gegen eine volle eintauschen können. Wir haben dann mehrere andere Tankstellen abgeklappert aber sind nicht fündig geworden. In einem zunehmend verwirrten Zustand sind wir wieder in die Stadt (Nador) gefahren. Dort hat Eva von der Hauptstrasse aus ein kleines Schild mit einer Gasflasche und einem Huhn gesehen, welches in eine Seitenstrasse zeigte. Wir haben parkiert und haben tatsächlich in einem Kellerabteil einen Mann mit einem Huhn gefunden und nach den Gasflaschen gefragt. Er hat einen Kollegen angerufen, welcher wiederum einen Kollegen angerufen hat. Daraufhin hat man uns aus einem anderen Kellerabteil eine Gasflasche verkauft. Im Nachhinein sind wir uns sehr sicher, dass wir diese Gasflasche wohl auf dem marokkanischen Schwarzmarkt gekauft haben. Beim Messen des Inhalts hat Mätthu zudem festgestellt, dass uns die Herren lediglich eine halbvolle Gasflasche (zum Preis einer vollen Flasche) verkauft haben. Willkommen in Marokko…😉
Riad Ocean View: Dafür haben wir bei der Wahl unseres ersten Stellplatzes (ca. 40 Minuten von Nador entfernt) ins Schwarze getroffen. Der Besitzer, Abdelghani hat ein kleines Haus auf dem Land, pflanzt Biogemüse an und hat einen Olivenhain, welcher er gleichzeitig als Stellplatz für Camper Vans anbietet. Lustigerweise trafen wir auf diesem kleinen Platz auf ein holländisches Paar, welches wir bereits auf der Fähre gesehen haben. Abdel hat uns und die Holländer am nächsten Tag gleich zum Mittagessen eingeladen. Es gab Kichererbsensuppe, eine riesige Fisch- und Meeresfrüchteplatte mit Pommes, frische Bohnen aus seinem Garten und zum Dessert Clementinen. Er hat uns danach auf einen Spaziergang ans Meer mitgenommen und uns den Strand gezeigt. Danach gab es noch marokkanischen Minztee ( mit so viel Zucker drin, dass einem die Tränen in die Augen schiessen) und marokkanische «Guetzli». Abdel ist eine spannende Person: Er hat 10 Jahre in Deutschland gelebt und während sieben Jahren dort Mathematik studiert und danach noch drei Jahre gearbeitet. Er spricht Berberisch, Arabisch, Englisch, Französisch und eben auch Deutsch. Ihm haben sein Leben in Nador und die Arbeit im Büro nicht mehr gefallen, weshalb er das «Riad Ocean View» gebaut hat und nun dort mit seinen zahmen Pfauen und seiner Katze lebt. Abdel war ein sehr guter Gastgeber und wir haben uns sehr wohl gefühlt bei ihm.




Cala Iris / Nationalpark Al Hoceima: Nach zwei Tagen bei Abdel sind wir in Richtung Westen der Küste entlang gefahren bis nach Cala Iris. Cala Iris liegt im Nationalpark Al Hoceima. Der Campingplatz war sehr schön gelegen: auf einer Klippe mit Blick auf die Bucht und den kleinen Fischerhafen. Hier wären aufgrund der Hanglage das erste Mal etwas froh um eine funktionierende Trittbrettstufe gewesen 😉. Lustigerweise trafen wir auch auf diesem Camping auf alte Bekannte: ein belgisches Paar, welches wir ebenfalls bereits auf der Fähre getroffen haben.
Am zweiten Tag in Cala Iris haben wir dann eine Wanderung der Küste entlang unternommen. Der Nationalpark bot viele schöne Aussichten. Der «Wanderweg» war nicht gut gekennzeichnet, weshalb wir etwas improvisieren mussten. Anscheinend bestehen von der Regierung Bestrebungen den Nationalpark touristisch attraktiver und bekannter zu machen. Wir haben neue, breite Strassen und grosse Parkplätze gesehen. Am Abend haben wir dann noch Rick aus Deutschland kennen gelernt.




Am Tag darauf hatte Mätthu dann Geburtstag. Leider war es kalt, windig und regnerisch. Wir haben daher einen ruhigen und gemütlichen Tag verbracht. Eva hat einen Mandelkuchen im Omnia-Backofen gebacken, welcher uns sehr gut geschmeckt hat.
Chefchaouen: Wir sind dann am nächsten Tag Richtung Süden gefahren und haben somit das berühmt – berüchtigte Rif-Gebirge durchquert, um nach Chefchaouen (die «blaue Perle») zu gelangen. Chefchaouen ist ein sehr bekanntes marokkanisches Städtchen. Viele Häuser und Gassen sind mit blauer Farbe bemalt. Viele Touristen kommen an diesen Ort, um Fotos zu machen und Cannabis («kif») zu konsumieren.
Am ersten Abend haben wir bis um Mitternacht unsere Wäsche mit der Waschmaschine der Mutter des Campingplatzbetreibers gewaschen und dann in der Nacht unter den Bäumen aufgehängt 😊
Am Tag darauf haben wir dann das Städtchen erkundet. Für uns war es die erste richtig touristische Location in Marokko, welche wir besucht haben. Bereits im ersten Gässchen wurden wir angesprochen, ob wir Cannabis kaufen wollten. Etwa im dritten Gässchen dann ist die bekannte «Teppichfalle» zugeschnappt… Ein netter Mann, Yusuf hat uns angesprochen und uns gefragt, ob wir interessiert daran wären seine Weberei zu besichtigen. Es sei eine «Kooperative» und man könne den Personen beim Herstellen der Ware zusehen. Bevor wir es wussten, hat er uns zielstrebig durch die Gassen direkt in ein Teppichgeschäft hineingeführt. Sofort wurde uns Pfefferminztee angeboten. Yusuf hat uns dann tatsächlich zuerst den Weber bei seiner Arbeit gezeigt und uns diverse Informationen zur Herstellung von Teppichen und Decken in der Region des Rif-Gebirges gegeben. Wir wurden dann aufgefordert uns zu setzen und worauf Yusuf began, uns verschiedene Teppiche zu zeigen. Wir sind nicht mit der Intention nach Marokko gekommen, dass wir uns einen Teppich kaufen wollen, haben uns dann aber entschieden einen orangen Kaktus-Seidenteppich zu kaufen. Mätthu hat mit Yusuf den Preis ausgehandelt. In Chefchaouen haben wir noch die Kasbah besichtigt und unsere erste Tajine gegessen. Am Abend haben wir von der spanischen Moschee aus den Sonnenuntergang genossen.
Ein paar Eindrücke von Chefchaouen, unter anderem die beeindruckende Kasbah.
An einem anderen Tag sind wir dann auf den «Hausberg» von Chefchaouen gewandert, den sogenannten «Jebel Kelaa». Hierfür sind wir zuerst mit den Fahrrädern vom Campingplatz aus während 1 1/4h in ein Tal hochgefahren (resp. da es eine so steile und ausgewaschene Piste war, mussten wir die Velos mehrheitlich hochstossen). Danach sind wir auf den Gipfel gewandert. Das Tal wurde immer wieder von Wolkenfeldern durchzogen, was eine atmosphärische, mystische Stimmung erzeugte. Auf einer anderen Route wanderten wir dann zu unseren Velos zurück und fuhren die steile Strasse zum Campingplatz hinunter (zwischendurch hat man die Bremsklötze ziemlich gerochen). Dieser Ausflug hat uns sehr gefallen. Hier einige Eindrücke von dieser Wanderung:











Ausblick: Inzwischen waren wir bei Volubilis (ehemalige römische Siedlung) und verweilen aktuell in Fes um einige Tage in dieser spannenden Stadt zu verbringen. Danach geht es weiter Richtung Mittlerer Atlas (Ifrane). Dank unseren vielen Erlebnissen hier, werden wir schon bald wieder einen neuen Blogeintrag verfassen und hochladen können.
Herzliche Grüsse aus Marokko
Mätthu & Eva