Die Sahara und der Südosten von Marokko
Dünenlandschaft in Merzouga.
Salam aleikum
In diesem Blogbeitrag nehmen wir euch mit auf unseren Reiseabschnitt durch den Südosten von Marokko. Highlight dieser Reiseetappe war unser Aufenthalt in der Wüste (Dünenlandschaft Erg Chebbi). Es ist gleichzeitig unser letzter Beitrag aus Marokko, da wir in der Zwischenzeit wieder in Europa angekommen sind.
Abschnitt der Anfahrt zur Schlucht “Ait Mansour”.
Ait Mansour-Schlucht: Es fiel uns schwer uns vom wunderschönen Tafraoute loszureissen. Zum Trost haben wir noch einen kleinen Umweg zur Oasenschlucht «Ait Mansour» gemacht. Die Fahrt in die Schlucht war abenteuerlich, denn sie führte über gewundene, enge, passartige Strassen. Mätthu konnte seine Erfahrung als Autofahrer unter Beweis stellen. In der Schlucht angekommen waren wir sehr beeindruckt von der Szenerie: wir tauchten ein in das enge Tal, welches von einer Flusslandschaft und dichter Vegetation (v.a. Palmen) geprägt ist. Die Schlucht ist nach wie vor dauerhaft bewohnt und beherbergt zudem eine grosse Population von Wildschweinen. Hier seht ihr einige Eindrücke unseres Ausflugs:




Von Tafraoute nach Tata: Die fotogenste Autostrecke Marokkos? Nach unserem Umweg über die Ait Mansour-Schlucht fuhren wir über eine Landstrasse bis nach Tata. Diese Autostrecke ist unseres Wissens vielen Touristen nicht bekannt. Wir wurden jedenfalls vollkommen überrascht von den wunderschönen Aussichten, welche sich uns boten. Wir können, ohne zu übertreiben berichten, dass sich uns alle paar Kilometer eine neue packende Szenerie zeigte. Fast wären wir nicht rechtzeitig auf dem Campingplatz in Tata angekommen, weil Mätthu so oft angehalten hat, um Fotos zu machen. Diese Strecke hat uns ein für alle Mal bewiesen, dass die Landschaft von Marokko sehr abwechslungsreich ist. Gerne lassen wir euch mit diesen Bildern in die spektakulären Landschaften eintauchen (für Vollbild klicken):
Tata: Unser Aufenthalt in Tata war kurz. Wir haben aber über Tripadvisor eine gute Empfehlung für ein lokales Restaurant gefunden und dort eine feine Tajine gegessen. Wie immer in Marokko ist man beim Essen nicht allein. Wir mussten unsere Mahlzeiten gegen zwei Strassenkater verteidigen. Zudem dienten wir als einzige zwei Europäer weit und breit den Einheimischen als Abendunterhaltung 😊 In Tata haben wir zum ersten Mal gesehen und verstanden, dass im Süden Marokkos ein anderer «groove» herrscht. Die Bevölkerung ist mehr von den nomadischen Traditionen geprägt. Das zeigt sich u.a. in der Bekleidung und in den Gepflogenheiten.
Zagora: Von Tata aus sind wir weiter nach Zagora gefahren. Wir haben einen ruhigen Campingplatz etwas ausserhalb des Städtchens gefunden. Der Betreiber hat uns Feuerholz zur Verfügung gestellt. Mätthu hat sich sogleich daran gemacht ein Feuer anzuzünden. Danach hat er uns beide mit seiner Ukulele unterhalten:



In Zagora hatten wir einen kurzen Durchhänger. Wir empfanden das Reisen in Marokko als sehr anstrengend, da wir konstant in Verkaufsgespräche verwickelt wurden, obwohl wir nichts kaufen wollten. Nach wie vor schätzten wir die Gastfreundlichkeit und allgemein die Offenheit und Freundlichkeit der Einheimischen sehr. Doch dieser konstante «Verkaufsaspekt» wurde uns zu viel.
In Zagora begannen wir uns konkret mit unserer Rückreise nach Europa zu beschäftigen. Wir konnten in Erfahrungen bringen, dass eine französische Fährgesellschaft in der Zusammenarbeit mit der französischen Botschaft in Marokko Repatriierungsschiffe organisiert. Am 12.01.2022 haben wir uns dort für die Überfahrt nach Marseille (F) angemeldet. Wir wurden informiert, dass die Ticketverkäufe nach dem Prinzip «first come first serve» funktioniert und man uns telefonisch kontaktieren würde, sobald wir an die Reihe kommen.
Ausblick von unserem Campingplatz auf die Dünen im Sonnenuntergang.
Merzouga: Wir haben uns beide sehr auf den Aufenthalt in Merzouga (Dünenlandschaft Erg Chebbi) gefreut. Bereits auf der Anfahrt konnte man von weitem die goldenen Dünen erkennen. Wir haben einen super Campingplatz in einer sehr guten Lage gefunden. Von der Terrasse der Anlage aus hatten wir direkte Sicht auf die Dünenlandschaft. Wir konnten von dort aus jeweils den Sonnenaufgang und den Sonnenuntergang beobachten.
Zudem hatten wir durch eine Türe des Geländes eine direkte Zugangsmöglichkeit zu den Dünen. Dadurch konnten wir auch alle «Tourguides» umgehen, welche uns diverse Aktivitäten verkaufen wollten.
Am ersten Tag in Merzouga haben wir die höchste Düne erwandert. Es war eine schweisstreibende Angelegenheit! Es gab einige 4x4 Fahrzeuge, welche leider viele unschöne Radspuren im Wüstensand hinterliessen. Ansonsten war die Umgebung aber sehr ruhig und v.a. wunderschön. Die Atmosphäre in den Dünen hat uns lustigerweise an einen Winterskitag in den Bergen erinnert. Es herrschte eine angenehme Stille. Es war jedoch recht kühl und teilweise windig.
Da Eva unbedingt den Sternenhimmel über der Wüste sehen und Mätthu diesen fotografieren wollte, sind wir um ca. 23:00h nochmals losgezogen und ca. eine Stunde lang in der Nacht durch die Dünenlandschaft gewandert. Es war sehr kalt. Leider war fast Vollmond, weshalb von den Sternen nicht viel zu sehen war. Das Erlebnis war aber trotzdem einmalig 😊
An einem anderen Tag haben wir uns auf (Tier-) Spurensuche in der Wüste begeben. Mätthu war sehr gut darin den Spuren zu folgen & herauszufinden, um was für ein Tier es sich handelt. Wir haben mehrere Skarabäen (Käfer) aufgespürt, sowie eine Eidechse («sog. «Bosc’s fringe-toed lizard») und Spuren einer Springmaus. Skorpione und Schlangen haben wir keine zu Gesicht bekommen, da sich diese im Winter verkriechen.
Unser Aufenthalt in der Wüste hat uns ausserordentlich gut gefallen.






Eva hat natürlich wieder einige spannende “Behind the Scenes” Fotos gemacht. Darauf ist zu sehen, dass auch Käfer angriffslustig sein können und dem Fotografen zu schaffen machen.



Ouarzazate: Ouarzazate ist bekannt für seine Filmstudios. Es sind die grössten Filmstudios in Afrika. Wir haben uns das «Atlas Film Studio» angesehen. Dort wurden u.a. Szenen für folgende Filme / Serien gedreht: Asterix & Obelix; Kingdom of Heaven, Prince of Persia, James Bond; Herkules; The Passion of Christ; Aladdin; Spartacus; Game of Thrones; Indiana Jones, Gladiator, Vikings und weitere. Wir hatten eine private Führung (-> obligatorisch für die Besichtigung) durch das Filmgelände. Mätthu hat die Eindrücke fotografisch festgehalten:














Aït-Ben-Haddou & Überquerung des Hohen Atlas: Von Ouarzazate aus haben wir uns dann aufgrund der Repatriierungsfähren erneut auf den Weg Richtung Norden gemacht. Wir haben einen kurzen Zwischenstopp eingelegt, um» Aït-Ben-Haddou» zu bestaunen. Es handelt sich hierbei um eine befestigte Stadt am Fuße des Hohen Atlas. Der alte Ortskern zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Aït-Ben-Haddou.
Von dort aus überquerten wir in einer abenteuerlichen und anspruchsvollen Fahrt den Hohen Atlas (- über den Tizi n’ Tichka – Pass). Die Aussicht auf die schneebedeckten Berge des Hohen Atlas war einmalig. Unser Camper Van war danach mit einer Schicht roten Schlamms bedeckt.
Marrakech: Während unserem zweiten längeren Aufenthalt in Marrakech haben wir die Neustadt besucht. Vom modernen Shoppingviertel waren wir nicht angetan. Vom «Jardin Majorelle» hingegen sehr. Der «Jardin Majorelle» ist ein großer Garten in Marrakech. Die Anlage gilt als einer der schönsten Gärten weltweit und ist die meistbesuchte Sehenswürdigkeit Marokkos. Wir hatten grosses Glück, denn wir waren praktisch die einzigen Besuchenden an diesem Tag. Mätthu hat die Atmosphäre im Garten mit einigen schönen Fotos eingefangen:











Organisation & Rückreise nach Europa: Wir haben unseren zweiten Aufenthalt in Marrakech v.a. dazu genutzt unsere Rückreise nach Europa zu planen und umzusetzen, da sowohl unser Visum für Marokko wie auch unser Covid-Zertifikat bald ausliefen. Bei den ersten beiden Repatriierungsschiffen (14.01.2022 & 21.01.2022) hatten wir leider kein Glück und wurden nicht kontaktiert, um ein Ticket zu kaufen. Da Ende Januar 2022 seitens der marokkanischen Regierung immer noch nicht klar war, ob die Grenzen für den Fährverkehr ab Februar 2022 geöffnet werden, haben wir uns intensiv um ein Ticket für das dritte Repatriierungsschiff bemüht. Nach vielen mühseligen Stunden am Telefon, der Überwindung einiger bürokratischen Hürden und der Unterstützung durch eine Facebook-Gruppe ist uns dies (trotz unserer holprigen Französischkenntnisse) glücklicherweise gelungen. Am 31.01.2022 am Mittag konnten wir die Tickets für die Fähre vom 02.02.2022 kaufen. Wir standen nun vor der Herausforderung möglichst rasch einen PCR-Test zu organisieren und uns aufzumachen Richtung Hafen (Tanger Med.). Unsere letzte Nacht in Marokko verlief abenteuerlich. Wir wollten bei einer Autobahnraststätte in der Nähe des Hafens übernachten, da es in der Nähe weder einen Campingplatz noch einen Stellplatz gibt. Wir waren bereits im Pyjama als wir plötzlich merkten, dass unser Camper Van zu wackeln begann. Wir konnten dann erkennen wie draussen drei junge Männer um unseren Camper Van liefen und einer von ihnen kroch dann auch noch unter unser Auto. Sie verschwanden dann zum Glück wieder und Mätthu konnte von ein paar Lastwagenfahrern, welche das Geschehen beobachtet hatten in Erfahrung bringen, dass es sich vermutlich um junge Migranten handelt, welche eine Möglichkeit suchen sich nach Europa zu schmuggeln. Sie rieten uns dazu nicht hier zu übernachten, sondern weiterzufahren zur nächsten Zahlstelle der Autobahn und die dort stationierten Polizisten nach einer Empfehlung zu fragen. So fuhren wir um ca. 22:30h erneut los. Wir konnten die Polizisten ausfindig machen und sie halfen uns dabei eine Übernachtungsmöglichkeit im nächsten Dorf zu finden. Sie erzählten uns von einem «Mohammed», welcher eine überwachte Parkgarage besitzt. Wir sollten doch einfach hinfahren und fragen. Wir sind dann auch in dieses Dorf gefahren. «Mohammed» haben wir leider nicht ausfindig machen können, wir haben aber inmitten des Dorfes und vis-à-vis einer Tankstelle einen bewachten Parkplatz gefunden und dort übernachtet. Geschlafen haben wir aber nicht gut. Die Fährüberfahrt mit «La Méridionale» verlief sehr gut. Das Meer war ruhig und wir hatten Vollpension. Mehrheitlich haben wir die Überfahrt mit Essen und Schlafen verbracht. Zudem konnten wir von der Fähre aus noch Delfine beobachten.





Wir haben Marokko mit einem lachenden & einem weinenden Auge verlassen. Die Landschaften waren wunderschön und sehr abwechslungsreich. Die grosse Offenheit und Gastfreundschaft der Einheimischen waren ansteckend. Auf fast jedem Campingplatz hatten wir lustige Tierbegegnungen. Es war zudem interessant in eine für uns fremde (arabisch – muslimische) Kultur einzutauchen. Wir vermissen das schöne Wetter und die Wärme. Was wir weniger vermissen werden ist das Gedränge auf den Märkten, den Autostrassen und die «Verkaufsgespräche». Grundsätzlich können wir eine Reise nach Marokko (mit oder ohne Camper) sehr empfehlen!
Ausblick: Aktuell bereisen wir Nordspanien. Bisher zeigt sich die Küste eher von ihrer rauen Seite 😉 Es ist regnerisch und stürmisch. Wir hoffen jedoch auf gutes Wanderwetter, da wir in der Region «Picos de Europa» einige Wanderungen unternehmen möchten.
Saludos und bis bald!
Mätthu & Eva